Leistenbruch bei einem 16jährigen Jungen

Migräne, Pollenallergie

 

Dieser Fall zeigt den Zusammenhang zwischen Symptomen, die nach üblichem medizinischen Verständnis nichts mit einander zu tun haben, besonders deutlich auf. Auch die Wandlung meiner Arbeitsweise ist darin zu erkennen.

 

Der Junge war im Alter von 15 Monaten und sechs Jahren bereits zweimal an Leistenbrüchen operiert worden, beide Male rechts.

 

Behandlungsbeginn im Februar 2004 wegen Heuschnupfens, starke allergische Reaktion vor allem der Bindehäute, aber auch der Nasenschleimhäute. Zuvor war er ca. ein Jahr lang wegen Migräne zunächst mit Thuja und dann mit Syphillinum homöopathisch behandelt worden. In dieser Zeit waren die Anfälle seltener geworden, aber er hatte sich in sich zurückgezogen, mochte die Mittel auch nicht nehmen.

 

Erste Verordnung: Sulfur LM6. Beim zweiten Gespräch am 27.02.2004 erwähnte er eine taubeneigroße Schwellung in der linken Leiste, die seit ca. neun Monaten täglich im Laufe des Vormittags auftrat und sich dann erst über Nacht wieder zurückzog. Da er keine Beschwerden hatte, hatte er nie jemandem davon erzählt.

Diagnose vom Hausarzt: Scrotalhernie, Überweisung an einen Chirurgen.

 

Vorgeschichte:

 

Schwangerschaft normal; Blasensprung zehn Tage vor Termin, Nabelschnur um den Hals, deshalb während der Geburt phasenweise unregelmäßige Herztöne.

 

Sehr unreine Haut, ausgeprägter Neugeborenen-Ikterus (Gelbfärbung der Haut)

 

Als Kind mehrfach Bronchitis, gelegentlich Streptokokken-Infekte; Windpocken im Alter von knapp zwei Jahren, keine Masern-Mumps-Röteln-Impfung, alle anderen Impfungen wie üblich. Pertussis (Keuchhusten) wurde wegen der Erstreaktion mit hohem Fieber bei den Folgeimpfungen weggelassen. Bruchoperation zweimal (s. o.); sehr schlanker leptosomer Typ.

 

Familiengeschichte:

 

Nahrungsmittel- und Pollenallergien, Rheuma, Hautkrankheiten, offene Beine, Herzinfarkt, Suchtproblematik, Gallen- und Nierensteine.

 

Angeborenes Loch in der Herzwand beim Vater; angeborene doppelseitige Hüftluxation bei einer Tante; vereinzelt Diabetes mellitus, Krebs vor drei Generationen.

 

Verlauf:


Bis zum Abklärungstermin bei dem Chirurgen blieben zwölf Tage Zeit. Verordnung: Nux-v D12 im Wechsel mit Sulf-Ac LM6, beides täglich.

 

Nach wenigen Tagen verkürzten sich die Zeiträume, in denen die Schwellung auftrat, bis sie dann ganz ausblieb. Der Chirurg konnte bei Abklärungstermin den Bruch nicht mehr finden. Rechnungstext: "Ausschluss einer Leistenhernie"

 

Einige Tage später, am 16.03.2004, plötzlich hohes Fieber, innerhalb weniger Stunden; zuvor jahrelang kaum Fieber. Außerdem heftige Schluckbeschwerden und quälender trockener Husten, beides bekannte Symptome, Zustand "hundeelend" (Zitat Patient). Auf die Verordnung von Apis D12 verschwanden die Symptome allmählich. Das Fieber sank innerhalb von zwei Tagen, Halsweh und Krankheitsgefühl hielten noch einige Tage an, der Husten blieb über Wochen. Bei einem heftigen Hustenanfall trat dann die Schwellung in der Leiste wieder auf und blieb in der Folge beständiger als vor Behandlungsbeginn.

 

In den ersten Tagen hatte sich homöopathischer Einfluss auf die Bruchstelle überraschend schnell als wirksam erwiesen, dieselben Mittel verpufften jetzt aber ohne Reaktion. Ein Zusammenhang mit dem Infekt erschien mir eindeutig, dasselbe Problem zeigte sich offenbar in unterschiedlichen Gewändern und an verschiedenen Orten. Eine passende Arznei musste also möglichst die tiefer liegende Ursache erreichen.

 

Aufgrund der Familiengeschichte Carcinosinum LM 18, Nux-v D12 weiterhin morgens und abends. Die Einnahme von Carcinosinum passten wir nach kurzer Zeit der Gemütsverfassung des Patienten an. Immer bei Stimmungsabfall wurde die Gabe wiederholt.

 

Im Laufe der kommenden Monate zog sich die Schwellung nach und nach zurück. Sie trat nur noch phasenweise hervor, war dann aber auch zu spüren. Der Patient klagte dann über Druckempfindlichkeit und manchmal auch Spannungsschmerz. Das bis heute letzte Hervortreten der Bruchstelle wurde mir am 17. Juli 2004 berichtet.

 

Heuschnupfen war im Jahr 2004 wenig ausgeprägt, gelegentlich etwas Fließschnupfen. Im Spätsommer und Herbst, also nach dem Rückzug der Schwellung, zunehmende Tendenz zu   Kopfschmerzen, v. a. linksseitig, die manchmal tagelang anhielten, gelegentlich unruhiger Schlaf, häufiger Harndrang in den frühen Morgenstunden und träge Verdauung. Nach Versuchen mit einigen Arzneien, die vorübergehend Besserung brachten, u a. Silicea, Tub marmorek, Chelidonium, bewährte sich Dys-Co C200. Die Kopfschmerzen wurden seltener, traten aber in schwächerer Form gelegentlich noch auf, auch der Schlaf besserte sich.

 

Im Januar 2005 Infekt mit Fieber, Halsweh und bellendem, trockenen Husten. Besserung mit Carcinosinum LM24; der Husten hielt an bis Ende Februar, im März folgte gleich der nächste fieberhafte Infekt, wiederum mit trockenem Husten. Ende März erstmals Pertussinum 200 (Keuchhustennosode). Darauf ließ der Husten nach wenigen Tagen nach.

 

Aus heutiger Sicht hätte der Verlauf mit dem frühzeitigen regelmäßigen Gebrauch von Impfnosoden wahrscheinlich beschleunigt werden können, der mir aber damals noch nicht so geläufig war. Dennoch entwickelte sich der Patient im Ganzen positiv, wurde zunehmend aufgeschlossen und kontaktfreudig.

 

Die Infektanfälligkeit hielt zunächst weiter an, Carcinosinum und Dys-Co waren die Mittel, die am häufigsten gebraucht wurden, gelegentlich auch Proteus 200 (Stress!). Im Mai 2005 Pollenallergie und auch wieder Migräne, mit Aura (Augenflimmern), die sich in den Allergie belasteten Monaten häufte.

 

Auch in den kommenden Jahren blieb die Infektanfälligkeit in den Wintermonaten mit der Neigung zu wochenlang anhaltendem trockenen Husten, gefolgt von allergischen Beschwerden und teilweise heftiger  Migräne zu Zeiten der Gräserblüte. Im April 2006 erstmals Einsatz von Streptococcinum, das einen schweren Migräneanfall unter Kontrolle brachte und die allgemeine Verfassung besserte, mit Zwischengaben Penicillinum, nachdem andere Mittel versagt hatten. Dennoch kehrten die Anfälle immer wieder zurück, besonders in Situationen mit Stressbelastung.

 

Seit dem Frühjahr 2007 gelegentlicher Einsatz von Diphterinum und Tetanus aufgrund der erhaltenen Kombinationsimpfung, kurz danach ein heftiger Migräneanfall, seither aber zunehmend seltener; ab Januar 2008 dann die Kombination Diph-Pert-Pol-Tet als Impfnosode, also mit Keuchhusten und Polio, so wie die erste Impfung verabreicht wurde. Zur Pollenblüte nimmt er außerdem häufig Bacillus Mutabile, X-Ray in Phasen großer Erschöpfung und bei Infekten mit Husten. Ansonsten wird er entsprechend der jeweiligen Situation mit den angezeigten Mitteln begleitet.

 

Im Mai 2008 leichtes "Reißen" an der Leitenbruchstelle nach schwerem Heben (ca. 50 kg), keine Schwellung. Nach einigen Tagen Carcinosinum LM 30 und Nux-v verschwand das Symptom.

 

Die Neigung zu Migräne hat in letzter Zeit abgenommen, der letzte leichte Anfall wurde mir im Juni 2009 berichtet. Auch die Häufigkeit und Schwere der winterlichen Infekte haben nachgelassen. Parallel dazu scheint sich die nervliche Belastbarkeit zu stabilisieren. Gelegentlich Zittern eines der unteren Augenlider und leichter Reizhusten in Stresssituationen.

 

Die Pollenallergie verlief in diesem Jahr sehr mild, verhältnismäßig kurz und mit schwacher Symptomatik. Allerdings können hier auch Wetter bedingte Schwankungen vorliegen.

 

Der Patient wird nicht ständig begleitet, sondern nimmt nur Arzneien, wenn er Beschwerden hat, derzeit keine.

 

Ergänzung 08. Januar 2010

 

Leichte Erkältung kurz vor Weihnachten. Keine Einnahme.

 

Ergänzung 20.März 2010

 

Vor ca. zwei Wochen (Anfang März) klagte der Patient über Erkältungssymptome: leichtes Krankheitsgefühl, etwas Husten und Schnupfen. Carcinosinum und Bacillus Nr.7 wurden an zwei aufeinander folgenden Tagen gegeben. Besserung nach wenigen Tagen, zur Zeit keine Beschwerden.

 

Ergänzung 30.Mai 2010

 

Anfang Mai klagte der Patient wieder über leichte Erkältungssymptome mit trockenem Husten, der einige Tage anhielt. Die Symptome verschwanden ohne Einnahme. Seit ca. zwei Wochen bemerkt er eine Verhärtung der Hals-und Schultermuskulatur auf der rechten Seite mit zeitweise Spannungsgefühl, nach einseitigem Tragen einer schweren Tasche.

 

Empfehlung: Radium bromatum im Wechsel mit Syc-Co. Der Patient hat allerdings die Mittel nicht zur Hand, fühlt sich ansonsten in guter Verfassung und empfindet ein allmähliches Abklingen der Beschwerden.

 

Ergänzung 15.Juli 2010

 

Es gibt nicht viel zu erzählen. Der Gräserpollenflug belastet den Patienten bisher kaum, er fühlt sich wohl und ist guter Dinge, kommt in seinem Alltag gut zurecht. Wenig Niesen, kaum Bindehautreizung, seit Monaten keine Arzneieinnahme.

 

30. September

 

Weiterhin keine Neuigkeiten, es geht dem Patienten gut, er ist privat und beruflich sehr zufrieden und  hat keinen Arzneibedarf. Der Heuschnupfen war in diesem Jahr nur wenig spürbar, auch ohne Einnahme. 

 

 

7. Dezember 2010

 

Dem Patienten geht es gut, seit Monaten keine Arzneieinnahme.

 

 

1. März 2011

 

Ende Januar 2011 klagte der Patient telefonisch über Erkältungssymptome: Schnupfen, trockener Reizhusten (wie früher), mäßiges Fieber.

 

Empfehlung: Di-Te-Pol (Impfnosode für Diphterie, Tetanus und Polio) einmalig.

 

Die Symptome bildeten sich zurück, ab und zu verspürte der Patient noch einen leichten Hustenreiz, hatte aber kein Bedürfnis nach einer weiteren Arzneieinnahme. Schlaf und Stimmung waren gut.

 

Am 15. Februar 2011 hatte der Patient einen leichten Migräneanfall. Die Kopfschmerzen traten nachmittags auf, besserten sich gegen Abend, kamen aber später noch einmal zurück. Die Nacht verlief ruhig und erholsam. Am folgenden Morgen waren die Kopfschmerzen anfangs noch etwas spürbar, verflogen aber im Lauf des Vormittags.

 

Der Patient war guter Dinge und wollte keine Arznei.

 

 

6. Mai 2011

 

Es gibt keine besonderen Neuigkeiten, dem Patienten geht es gut.

Keine Einnahme seit Januar.

 

 

12. Juli 2011

 

Dem Patienten geht es weiterhin gut.

 

Anfang Juni nahm er einmal Carcinosinum wegen etwas Unruhe und unruhigen Träumen. Diese Symptome fielen in die Zeit der Gräserblüte. 

 

Einige Tage später eine ebenfalls einmalige Gabe von Dysenterie-Co im Zusammenhang mit Prüfungsstress. Der Patient fühlte sich danach wieder entspannter.

 

Mit Pollenallergie hatte er wenig Probleme, nur ab und zu Niesen, das ihn nicht störte, weshalb er weitere Arzneigaben ablehnte.

 

 

 

22. September 2011

 

Seit dem letzten Eintrag gab es keine nennenswerten Probleme und auch keine Einnahmen.

 

 

 

28. November 2011

 

Keine besonderen Vorkommnisse, keine Einnahmen. 

 

 

14. Februar 2012

 

Der Patient hatte zwischendurch eine leichte Erkältung, keine Einnahme.

 

 

30. April 2012

 

Anfang März litt der Patient unter einem viralen Infekt mit Halsschmerzen und leichtem Fieber. Wir gaben Impfnosoden, v. a. Di-Tet-Pol, und einige Male Carcinosinum im Wechsel mit Nux vomica.

 

Die Beschwerden besserten sich allmählich; eine spezifische Wirkung war, wenn überhaupt, nur von einer Zwischengabe Lyssinum zu erkennen.

 

Bisher hat der Patient kaum allergische Symptome.

 

 

10. Juli 2012

 

Es gibt erfreulich wenig zu berichten.

 

Die Allergie verlief in diesem Frühjahr sehr milde. Bis auf ab und zu Niesen und gelegentlichem Augenjucken während einer kurzen Periode hatte der Patient keine Beschwerden. Er wollte keine Einnahme. 

 

 

12. September 2012 

 

Dem Patienten geht es gut, keine Einahme.

 

 

10. Dezember 2012

 

In der zweiten Septemberhälfte hatte der Patient in einer Stressphase innerhalb von zwei Wochen drei Migräneanfälle, von denen ich jedoch erst Wochen später erfuhr. Bis dahin ging es dem Patienten wieder gut, und ich zögerte, mit Arzneien einzugreifen. Sicherlich wären wieder einmal Impfnosoden zu geben, aber es bewährt sich, den Moment abzuwarten, in dem der Körper die Bereitschaft zeigt, die Mittel anzunehmen. Seither wurden mir keine Beschwerden gemeldet, auch die Migräne ist bisher noch nicht wieder aufgetreten; deshalb vorerst keine Einnahme.

 

 

12. Februar 2013

 

Am 15. Dezember erneut ein leichter Migräne-Anfall, darauf folgte eine Einnahme Di-Te-Pol. Bisher geht es dem Patienten sonst gut.

 

 

21. Mai 2013

 

Trotz Prüfungsstress geht es dem Patienten gut. Allergie hat er bisher nur wenig, ab und zu Niesen; Migräne zuletzt im Dezember. Er möchte keine Arznei.

 

 

23. Juli 2013

 

Im Juni wurde ich einmal kontaktiert wegen Prüfungsstress und empfahl Dysenterie-Co. Darauf wurde der Schlaf ruhiger und die Anspannung ließ nach. Ansonsten geht es dem Patienten gut, bisher keine Migräne, kaum Allergie.

 

 

6. März 2015

 

Dem Patienten geht es im Ganzen gut. Im Februar dieses Jahres wurde ich einmal kontaktiert wegen eines Magen/Darm Infektes, der mit Verspannung im unteren Rücken einherging.

Die Hepatitis-Nosode, A und B kombiniert, sorgte für schnelle Besserung.