Radium bromatum

Radium bromatum ist in seiner Wirkungstiefe der Krebsnosode Carcinosinum vergleichbar, allerdings hat es sich im Ganzen eher als ein "trockenes Mittel" erwiesen. Es ist eher angezeigt bei Beschwerden, die nicht unbedingt mit infektiösen Absonderungen verbunden sind. Stattdessen neigt der Patient zu Blutungen, zu Einschränkungen am Bewegungsapparat oder zu anhaltendem trockenen Reizhusten, ohne Absonderung.

 


Eines der wichtigsten Symptome für seinen Einsatz in einer chronischen Behandlung findet sich auf der Gemütsebene:

 

Tränen, alles überschattende Traurigkeit. Der Patient steht weinend am Fenster oder sitz am Tisch, den Kopf in die Hände gestützt und weint aus Verzweiflung über seine Situation. Das ist der Moment, in dem Radium bromatum fast immer Erleichterung bringt. Damit ist nicht das Unterdrücken der Tränen gemeint, sondern es geht darum, die organische Fortsetzung dieser seelischen Krise aufzufangen.

 

Zustände größter Verzweiflung zeigen sehr oft den Anfang einer Welle an, die von innen nach außen den ganzen Organismus durchläuft, bis sie als quälendes Symptom an der Schwachstelle des Patienten hängen bleibt, z. B. bei Rheumapatienten. Dem schmerzhaften nächtlichen Entzündungsschub geht einige Tage vorher ein Tränenmeer voraus, das aus der beobachtenden Perspektive in keinem Verhältnis zu äußeren Anlässen steht.

 

Mit der richtigen Arzneikombination kann man unter Umständen den Rheumaschub oder andere sich ankündigende Beschwerden verhindern. Die Lebenskraft wird rechtzeitig unterstützt und kann die anfallende Arbeit bewältigen.

 

Umgekehrt brauchen aber auch Patienten, die seit langer Zeit keine Tränen vergießen können, häufig Radium bromatum für ihre Begleitung. Bei diesen Menschen habe ich seltener Krankheiten beobachtet, die in Schüben verlaufen, sondern eher chronische Leiden, die nicht selten auf unumkehrbare organische Veränderungen zurückzuführen sind (z. B. Lungenemphysem, Zustände nach operativen Eingriffen usw.) und mit wechselnder Heftigkeit ständig präsent sind.

 

Beklemmungen in der Herzgegend, Engegefühl. In diesem Bereich zeigt sich meistens auch ein "zu viel" an Radium bromatum. Ähnlich wie die Schlafstörungen bei Carcinosinum ist für Radium bromatum dieses Engegefühl der Anlass zu fragen: War es zu viel oder zu wenig, zu hoch potenziert?

 

Schmerzhafte Entzündung der Augenhäute, blutunterlaufene Augen.

 

Neuralgische Schmerzen, dann oft im Wechsel mit Syc-Co.

 

Neigung zu Blutungen: Exzessive Regelblutung, klimakterische Blutungen, blutende Hämorrhoiden, kleine Wunden bluten stark.

 

Trockener Reizhusten, der kaum Absonderung produziert und am Schlafen hindert, ständiges Kitzeln im Kehlkopf, schlimmer abends.

 

Entzündungen des Rachenraums, mit Trockenheit und Brennen.

 

Plötzlich einschießende Schmerzen, wie von einem Stromschlag.

 

Babys schreien manchmal  plötzlich auf im Schlaf und erwachen weinend, häufig mit Tränen schon im ersten Lebensjahr.

 

Beschwerden am Bewegungsapparat, auch durch länger andauernde Überanstrengung.

 

Neigung zu Lumbago (Hexenschuss), dann im Wechsel mit Syc-Co oder Vaccininum.

 

Störungen im Säure-Basenhaushalt durch Schwäche der dafür zuständigen Organe, Nieren und Lunge.

 

Beschwerden durch Veränderungen im organischen Gewebe.

 

Träge Verdauung mit Neigung zu Verstopfung, manchmal schon lebenslang; Sodbrennen.

 

Trockene, brennende Hautausschläge mit Abschuppung

 

Folgen von Verbrennungen oder beißender Kälte.

 

Schmerzhafte Hautrisse in der kalten Jahreszeit.

 

Verletzungsfolgen, langsamer Heilungsprozess:

 

Knochenbrüche, Blutergüsse, Prellungen.

 

Zerrungen oder eingeklemmte Nerven durch Überbeanspruchung.

 

Allmähliche Verschlimmerung

 

Radium bromatum ist eher ein "langsames" Mittel; es wirkt verhältnismäßig lange nach und sollte nicht zu schnell wiederholt werden.

 

Kombinationen:

 

Rad-br wird oft mit Proteus kombiniert, in akuten psychischen Krisen, aber auch bei anhaltendem trockenen Reizhusten, z. B. durch plötzliche Kälteeinwirkung, und bei Verbrennungen der Haut.

 

Sehr oft im Wechsel mit Syc-Co und/oder Morgan Bach bei Beschwerden am Bewegungsapparat, vor allem des Muskel- und Bändersystems, und bei chronischen Hautleiden.

 

Als Ausscheidungshilfe hat sich Sulfur in niedrigen LM-Potenzen häufiger bewährt als Nux vomica, aber auch Berberis D4 oder D6 im Zusammenhang mit Rückenproblemen oder Beschwerden des Harnapparates.

 

 

Hinweis am 19. März 2011, aus aktuellem Anlass:

 

Die charakteristischen Zeichen dieser Arznei passen allgemein zu Folgen von Strahlenbelastung, aus der Umgebung oder z. B. auch durch andauernde PC-Arbeit oder Ähnliches. Strahlen in unserem Umfeld sind vielleicht eine Erklärung für die relativ häufige Notwendigkeit einer oder mehrerer Zwischengaben Radium bromatum.

 

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